Am Anfang träumte Siri S nur von Unterwerfung und Schmerz. Doch dann entscheidet sie sich, ihren Sehnsüchten nachzugeben. Nach anfänglichem Zögern betritt sie voller Enthusiasmus die Welt des BDSM. Auf der Suche nach ihrem Glück taucht sie immer tiefer in die Sphären von Leidenschaft und Schmerz ein. Ihre Fantasien werden extremer, der Wunsch, sie in die Realität umzusetzen, wächst. Schließlich stellt sie sich die Frage, ob sie diesen Weg weiterverfolgen möchte. In ihren autobiografischen Romanen räumt die Autorin mit Klischees über BDSM auf. Siri S erzählt schonungslos und ehrlich ihre Geschichte. Die Leser*innen erleben mit, wie sie ihre Neigungen entdeckt, Zweifel überwindet und schließlich zu sich selbst findet. Sie berichtet von den Herausforderungen, den passenden Partner zu finden, und vom Glück, wenn man ihn endlich entdeckt. Klischees über BDSMler werden über Bord geworfen, und am Ende wird klar: BDSMler sind auch nur ganz normale Menschen. Diese Sonderausgabe enthält die beiden autobiografischen Romane "gel(i)ebte Unterwerfung" und "ungel(i)ebte Unterwerfung". Die Autorin Siri S war lange Zeit intensiv in der Berliner Szene aktiv. Sie leitete das bekannte "Subbiekränzchen" und die Bondage-Gruppe "Miss Rope", die weit über die Hauptstadt hinaus bekannt waren. Aus ihren Tagebuchaufzeichnungen entstanden diese autobiografischen Romane, in denen sie in ihrer einzigartigen Sprache beschreibt, wie sie ihre ersten Erfahrungen erlebte und schließlich BDSM als integralen Teil ihrer selbst akzeptierte.

Autorentext

Siri S, 1969 geboren, hat ihr gesamtes Leben in Berlin verbracht. Dort arbeitete die als Juwelierin, zunächst als Angestellte, später mit ihrem eigenen kleinen Geschäft. Sie lebte ein normales Familienleben, doch die Familienidylle war trügerisch, in ihr brodelt Unbekanntes, das bei einer verhängnisvollen Affäre aus ihr herausbricht. Erst nach der Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten entdeckte sie, wer sie wirklich ist und was sie tatsächlich möchte. Ihre Reise ins Innerste beginnt und sie verliert sich darin, in der Hoffnung, sich selbst und ihr Glück zu finden. Sie wird zu einer Berliner Szene-Bekanntheit, engagiert sich in verschiedenen Clubs und Partylocations und betreut Neueinsteiger und junge Frauen als Leiterin des »Subbiekränzchen's« und der Bondage-Gruppe »Miss Rope«. Heute lebt sie auf einem Segelboot und bereist die Welt; allerdings gehört BDSM weiterhin zu ihrem Leben. In ihrem ersten Buch hat sie ihre Erlebnisse und Gefühle aus den ersten Jahren ihres BDSM-Lebens niedergeschrieben. Der zweite Roman handelt dann von den folgenden Jahren ihres BDSM-Lebens.



Leseprobe
Als ich vom Bahnhof herunterkam, sah ich ihn auch schon in dem Straßencafé sitzen, er sah so anders aus als auf seinem Profilbild. Aber das tat er schon auf all den Fotos, die er mir geschickt hatte. Irgendwie konnte man ihn auf keinem einordnen, jedes sah anders aus, als wenn es verschiedene Menschen wären. Und da saß er nun, in einem rosa Hemd, so ganz undomig und grinste mich breit an. Er musterte mich kurz von oben bis unten und begann gleich drauflos zu plaudern. Für ihn wäre es beinahe eine Weltreise gewesen und käme sonst nur selten aus seinem Dorf heraus. Er wäre aber ganz froh, mal in diesen Teil der Stadt zu kommen. Mit seinem Geplauder half er mir bewusst, oder unbewusst, mich zu entspannen und wir lachten bald herzlich und erzählten uns Storys aus unserem Leben. Irgendwann meinte er, dass zu einem guten Rotwein auch eine Käseplatte gehöre, und winkte den Kellner heran. Dieser kam sofort und erklärte sich bereit, uns die gewünschte Platte zu bringen, obwohl sie nicht auf der Karte stand. Es dauerte keine Viertelstunde, da stand er stolz wie Oskar mit einem überdimensionalen Teller, vollgepackt mit allen möglichen Sorten Käse, vor uns. Wir mussten beide schmunzeln, aber das unser lieber Kellner leider keine der Käsesorten mit Namen benennen konnte, verhalf Matthias noch mehr zur Belustigung. Ich lag beinahe auf dem Boden, so viel Dreistigkeit hatte ich noch nicht erlebt, da gab sich dieses arme Kellnerchen so viel Mühe, und er stellte ihn bloß. Kellnerchen lief auch gleich hochrot an, rannte sofort los und kam mit den dazugehörigen Papieren zurück. Aber welches Einwickelpapier gehörte nun zu welchem Käse? Ich musste mich so zusammenreißen, nicht laut loszuprusten, dabei tat mir das Kellnerchen so leid. Irgendwann gab Matthias es auf, den armen Kerl zu quälen, und wir genossen hingebungsvoll den dargereichten Käse und versuchten zu erraten, welche Sorte welcher war. Es war ein rundum traumhafter Abend, und als ich irgendwann auf die Uhr schaute, bekam ich einen riesigen Schreck. Wir wohnten zwar in der Hauptstadt, der sogenannten Weltstadt, aber unter der Woche nachts um halb drei fuhr auch hier keine Bahn mehr. Matthias machte das wenig aus, er bestellte ein Taxi und bot mir an mich mitzunehmen. Ich dachte, nicht richtig gehört zu haben, und ignorierte einfach seinen Vorschlag. Stattdessen schlug ich vor, dass er mich ein Stück mitnehmen könnte. Seine Antwort war: »Dieses Taxi fährt nur zu mir nach Hause, ohne Zwischenstopp, entweder du steigst ein oder du wartest bis fünf Uhr auf die Frühbahn.« Der Kerl hatte doch nicht alle Tassen im Schrank, am ersten Abend mit zu ihm zu kommen, ich brodelte innerlich, kochte und stieg schließlich doch ins Taxi. Während der Fahrt war ich völlig still, kämpfte mit mir. Das konnte doch nicht wahr sein, wieso war ich in dieses Taxi gestiegen? Dieser Mann neben mir war wildfremd, und ich hätte mir ja auch selbst ein Taxi nehmen können, warum aber saß ich neben ihm? Ich traute mich nicht, ihn anzusehen und spürte doch mit jeder Faser meines Körpers seine Anwesenheit. Es knisterte und kribbelte, Hunderte kleine Ameisen liefen über meine Haut. Was hatte dieser Kerl, was mich so unvorsichtig werden ließ? Irgendwann nach gefühlten 1000 Kilometern kamen wir vor seiner Haustür an, Vorort, Vorstadtvilla, Dachgeschoss, wie bei mir zu Hause. Er schloss auf, und ich stand in einem riesigen Wohnzimmer mit offener Küche. Er schaute mich Beifall heischend an, aber ich ließ mir nichts anmerken. Schließlich war meine Wohnung auch nicht zu verachten, und noch mehr Lorbeeren sollte er nicht ernten, es reichte schon, dass ich mitgekommen war. Er öffnete einen Rotwein und wir plauderten ausgelassen, rauchten ein paar Zigaretten und bewunderten den Sonnenaufgang, der von seinem Schlafzimmerfenster aus zu sehen war. Die Wolken schoben sich vor einen lila-blau-rötlichen Himmel, er hatte Sting und die Söhne Mannheims eingelegt und wir ließen uns einfach treiben. Wie ein altes Ehepaar, das nichts Besseres zu tun hat, als aus dem Fenster zu schauen, standen wir Ellenbogen an Ellenbogen da. Plötzlich stellte er sich dicht hinter mich, aber nicht so dicht, dass er mich berührt hätte. Ich roch ihn, mein ganzer Körper spürte ihn, verlangte nach ihm, er sollte mich endlich berühren. »Zieh deinen Rock hoch, ich will deinen Arsch sehen«, hörte ich ihn hinter mir mit seiner tiefen Stimme zischen. Nein, alles nur nicht das, mein Hintern war doch noch grün und blau von Areia, das konnte er nicht verlangen. »Aber du verstehst mich schon?« Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, und ich konnte nur ein heiseres »Ja« hauchen. »Rock hoch!«, befahl er laut. Ich erschrak und zog ihn langsam und beschämt nach oben. Mein Kopf schien zu explodieren, er musste förmlich hören, wie mein Herz raste. Nach Minuten, Stunden, Jahren fragte er: »Was ist das denn?« Er griff mir in die Haare, sein Mund war ganz dicht an meinem Ohr: »Schämst du dich nicht, hierherzukommen mit so einem blauen Arsch? Wer war das?« Ich versank im Boden, ich war einfach nicht mehr da. Wenn ich mich nie wieder bewegte, würde er mich vielleicht gar nicht mehr bemerken. Ich konnte nur Ares stammeln und merkte, wie er innehielt, war Ares doch ständig um einiges schneller als er, und nun schon wieder. Er strich sanft darüber und meinte nur, dass …
Titel
In der Unterwerfung gehör ich dir
Untertitel
Mein Leben in der BDSM-Szene
Autor
EAN
9783966150279
Format
E-Book (epub)
Veröffentlichung
20.12.2023
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
495
Auflage
1. Auflage
Lesemotiv