Im nordindischen Varanasi oder Benares wohnt nach Vorstellung gläubiger Hindus ihr Gott Shiva - der große Zerstörer und Erneuerer. Durch ihn wurde die Stadt am Ganges zum größten Pilgerzentrum des Subkontinentes. Denn jedes Wesen, das hier sein Leben beendet, soll dem Kreislauf der Wiedergeburten in die endgültige Erlösung entkommen. Nach Varanasi kommen darum Millionen Menschen für einen "guten Tod". Sophia Siebert untersucht unter Rückgriff auf Theorien aus der Sozial- und Medizinanthropologie das Beziehungsgeflecht von Tod und Macht in der Millionenstadt Varanasi. Dort sind etwa die Verbrennungsmeister auch 60 Jahre nach der offiziellen Abschaffung des Kastensystems sozial stark benachteiligt. Sie leben am Rande der Gesellschaft, obgleich sie den Toten einen so wichtigen Dienst erweisen. Die Autorin destilliert die Essenz hinduistischer Mythologie zu Körper, Seele und Tod, Wiedergeburt und Erlösung und gleicht diese in der Tradition der Alltagsforschung mit den realen Vorstellungen religiöser Laien und Spezialisten ab. Was macht einen guten oder einen schlechten Tod aus? Warum wird eine Hölle als Vorstufe zum Nirwana konzipiert? Wie kann man in einer Stadt leben, deren Moralsystem (Karma) durch das Erlösungsversprechen eines Gottes ad absurdum geführt wird? Und: Ist der Tod, wie Michel Foucault formulierte, wirklich "das Ende der Macht"?

"Ein Vorgehen, wie es die Autorin wählte, ist durchaus als 'best practice' für auch konventionelle ethnographische Studien anzusehen. Aus Sicht der Ethnologie ist in den empirischen Kapiteln der Arbeit die besondere Qualität der Studie zu sehen." Stefan Beck, Professor für Europäische Ethnologie in Berlin

Autorentext

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Inhalt

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

1 Aufbau des Buches

2 Feldforschung, Forschungsstand und theoretische Rahmung

2.1 Zur Feldforschung

2.2 Herleitung der Fragestellung

2.3 Forschungsstand

2.4 Theoretische Rahmung der Forschung

2.5 Methodologie und Zugang zum Feld

2.6 Disziplinäre Verortung

3 Sterben in Varanasi: Verkörperte Mythen

3.1 Die Mythologie der Stadt Kashi: das Versprechen Shivas

3.2 Körper und Seele vor und nach dem Tod

3.3 Der ,gute' und der ,schlechte' Tod

3.4 Das Stadtbild von Varanasi

3.5 Orte des Sterbens

3.6 Verkörperte Mythen

4 Das Leben am Verbrennungsplatz

4.1 Der Verbrennungsplatz

4.2 Der Begriff der ,Kaste': Grundlagen und Umsetzung

4.3 Die Meister des Verbrennungsplatzes: Doms

4.3.1 Imagepflege 1: Saubere Straßen als positiver Ausnahmezustand

4.3.2 Imagepflege 2: Schmutziger Humor macht das Stigma kontrollierbar

4.3.3 Imagepflege 3: Respektlosigkeit als ,negative Imagepflege'

4.4 Arbeit am Verbrennungsplatz: Verhandeln um Geld und Macht

4.5 Die alltägliche Erschaffung der Hölle

4.6 Das Ende des Körpers ist das Ende der Macht

4.7 Exkurs: Emotionen am und auf dem Verbrennungsplatz

5 Der Widerspruch von Karma und Erlösung: Alltägliche Umdeutungen

5.1 Karma und Erlösung (Moksha): ein Paradox

5.2 Wege aus dem Dilemma: Alltagsbezogene Umdeutungen

5.2.1 Der alleinlebende Asket

5.2.2 Der Zyniker im Ashram

5.2.3 Der Ritualspezialist am Manikarnika Ghat

5.2.4 Der junge Seidenhändler

5.2.5 Die junge Hilfsarbeiterin im Tempel

5.2.6 Der Manager des Altenheimes

5.3 Diskussion der Einzelbeispiele

5.4 Die Aghoris: Programmatische Umdeutungen

6 Resümee

7 Literatur

8 Anhang

8.1 Forschungsorte (Beobachtungen und Interviews)

8.2 Übersicht InterviewpartnerInnen und Protokolle

8.3 Preistafel

8.4 ,Hunde' und ,Kühe'

8.5 Weiteres Bildmaterial zur Forschung

Titel
Kaste, Karma, Kremation
Untertitel
Die soziale und kulturelle Dimension des Todes in Nordindien
EAN
9783828854543
ISBN
978-3-8288-5454-3
Format
E-Book (pdf)
Herausgeber
Veröffentlichung
21.12.2011
Digitaler Kopierschutz
Adobe-DRM
Dateigrösse
1.92 MB
Anzahl Seiten
164
Jahr
2011
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv