Kollektive greifen auf Mythen zurück, die im Besonderen mit Gewalt verbunden sind. Auch die christliche Erzählung vom Erlösungstod Jesu enthält eine solche destruktive Schattenseite: das mit der Lüge vom Gottesmord verbundene antijüdische Ressentiment. Stefan Etgeton zeigt anhand von Karfreitagsliturgie und protestantischer Liedtradition, wie Passion und Pogrom rituell unterschwellig verknüpft bleiben.
Im psychoanalytischen Nachdenken über destruktive Züge der Masse spielt die Abwehr von Ambiguität eine wesentliche Rolle. Dazu greift das Kollektiv auf Mythen zurück, die im Besonderen mit Gewalt verbunden sind. Auch die christliche Erzählung vom Erlösungstod Jesu enthält eine solche destruktive Schattenseite: das mit der Lüge vom Gottesmord verbundene antijüdische Ressentiment, das liturgisch und kulturell tradiert wird und sich in Prozessen destruktiver Gruppenbildungen jederzeit - und insbesondere in Krisenzeiten - reaktivieren lässt. Stefan Etgeton zeigt anhand konkreter Überlieferungsstücke aus dem Umfeld der Karfreitagsliturgie und der protestantischen Liedtradition, wie Passion und Pogrom rituell unterschwellig verknüpft und das Narrativ des Gottesmords präsent bleiben. Mit Dietrich Bonhoeffers späten Überlegungen zu einem religionslosen Christentum wird am Ende dennoch deutlich, dass gute Theologie nicht selten ein wirksames Gegengift gegen schlechte Religion darstellt.
Multidisziplinärer Zugang mit vielfältigen Anknüpfungspunkten Kulturwissenschaftliche Vertiefung mit Blick auf gegenwärtige Formen von Verschwörungsdenken und Antisemitismus
Autorentext
Stefan Etgeton befindet sich im Ruhestand. Zuletzt war er Senior Expert fur Gesundheitspolitik im Gesundheitsprogramm der Bertelsmann Stiftung. Zuvor war er als Gesundheitsexperte fur den Bundesverband der Verbraucherzentrale und als Bundesgeschäftsfuhrer fur die Deutsche Aidshilfe tätig. Er studierte Theologie, Philosophie und Kulturwissenschaft in Bethel, Hamburg und Berlin und promovierte anschließend mit einer kulturwissenschaftlichen Arbeit zur »theologischen Genese des modernen Subjekts«. Stand: März 2024
Inhalt
Einleitung 1 Die Masse als Symptom Dispositionen Der destruktive Charakter Ich-Schwäche und Massenwahn 2 Mythen, Klischees und Massenverdrängung Kollektive Gewalt als »Maschinerie zur Mythenherstellung« Die »archaische Erbschaft« zwischen Mythos und Genetik Das kulturelle »Langzeitgedächtnis« und seine Dynamik 3 Paradoxer Glaube das Erlösungsopfer Dem Opfer »ein fur alle Mal« ein Ende Die Projektion des Gottesmordes Die »unselige Nabelschnur« zerschneiden 4 Die Passion in der Gefahrenzone Hoc est corpus meum die Verschiebung der Schuld Die Bahnung als »Dauerspur der Erregung« Das ungluckliche Bewusstsein vom Tode Gottes 5 Glaube ohne Religion Die zähe Korrelation zwischen Vorurteil und Frömmigkeit Mundig glauben, etsi deus non daretur »Man muß eine Rede finden, die das Schweigen wahrt« Literatur
Im psychoanalytischen Nachdenken über destruktive Züge der Masse spielt die Abwehr von Ambiguität eine wesentliche Rolle. Dazu greift das Kollektiv auf Mythen zurück, die im Besonderen mit Gewalt verbunden sind. Auch die christliche Erzählung vom Erlösungstod Jesu enthält eine solche destruktive Schattenseite: das mit der Lüge vom Gottesmord verbundene antijüdische Ressentiment, das liturgisch und kulturell tradiert wird und sich in Prozessen destruktiver Gruppenbildungen jederzeit - und insbesondere in Krisenzeiten - reaktivieren lässt. Stefan Etgeton zeigt anhand konkreter Überlieferungsstücke aus dem Umfeld der Karfreitagsliturgie und der protestantischen Liedtradition, wie Passion und Pogrom rituell unterschwellig verknüpft und das Narrativ des Gottesmords präsent bleiben. Mit Dietrich Bonhoeffers späten Überlegungen zu einem religionslosen Christentum wird am Ende dennoch deutlich, dass gute Theologie nicht selten ein wirksames Gegengift gegen schlechte Religion darstellt.
Multidisziplinärer Zugang mit vielfältigen Anknüpfungspunkten Kulturwissenschaftliche Vertiefung mit Blick auf gegenwärtige Formen von Verschwörungsdenken und Antisemitismus
Autorentext
Stefan Etgeton befindet sich im Ruhestand. Zuletzt war er Senior Expert fur Gesundheitspolitik im Gesundheitsprogramm der Bertelsmann Stiftung. Zuvor war er als Gesundheitsexperte fur den Bundesverband der Verbraucherzentrale und als Bundesgeschäftsfuhrer fur die Deutsche Aidshilfe tätig. Er studierte Theologie, Philosophie und Kulturwissenschaft in Bethel, Hamburg und Berlin und promovierte anschließend mit einer kulturwissenschaftlichen Arbeit zur »theologischen Genese des modernen Subjekts«. Stand: März 2024
Inhalt
Einleitung 1 Die Masse als Symptom Dispositionen Der destruktive Charakter Ich-Schwäche und Massenwahn 2 Mythen, Klischees und Massenverdrängung Kollektive Gewalt als »Maschinerie zur Mythenherstellung« Die »archaische Erbschaft« zwischen Mythos und Genetik Das kulturelle »Langzeitgedächtnis« und seine Dynamik 3 Paradoxer Glaube das Erlösungsopfer Dem Opfer »ein fur alle Mal« ein Ende Die Projektion des Gottesmordes Die »unselige Nabelschnur« zerschneiden 4 Die Passion in der Gefahrenzone Hoc est corpus meum die Verschiebung der Schuld Die Bahnung als »Dauerspur der Erregung« Das ungluckliche Bewusstsein vom Tode Gottes 5 Glaube ohne Religion Die zähe Korrelation zwischen Vorurteil und Frömmigkeit Mundig glauben, etsi deus non daretur »Man muß eine Rede finden, die das Schweigen wahrt« Literatur
Titel
Das böse Erbe der Erlösung
Untertitel
Destruktive Gruppenbildung und christlicher Antisemitismus
Autor
EAN
9783837962352
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Genre
Veröffentlichung
01.05.2024
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
6.54 MB
Anzahl Seiten
166
Auflage
1. Auflage 2024
Lesemotiv
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