In den Kapiteln 8 und 9 des 2. Korintherbriefes befasst sich Paulus ausführlich mit der Kollekte, die er für die Armen der Jerusalemer Gemeinde durchführte. Paulus versucht die Korinther zu ermuntern, die ins Stocken geratene Kollekte zu Ende zu führen. Im ersten Kapitel liegt der Schwerpunkt auf detailliert philologischen Untersuchungen: auf der historischen Wortsemantik und der syntaktischen Analyse. Kapitel 2 und 3 bietet die ausführliche exegetische Untersuchung und Auslegung von 2 Kor 8,1-15 und 9,6-15. Die Verse 8,16-24 und 9,1-5 werden nur in einem Überblick dargeboten. Bei der Auslegung liegt der Schwerpunkt auf der geistlichen Dimension des Gebens. Es wird aufgezeigt, dass es die Absicht des Paulus ist, die Korinther in mehreren Schritten zur Gabe der Einfachheit zu führen, d.h. ihre Gabe von Herzen und mit Freude zu geben.

Stephan Münch, geboren 1950. Studium der Theologie in Trier, Innsbruck und Frankfurt, Sankt Georgen. Promotion an der Theologischen Fakultät Frankfurt, Sankt Georgen mit vorliegender Arbeit (2009). Priester des Bistums Trier. Klinikseelsorger im Saarland.

Autorentext

Stephan Münch, geboren 1950. Studium der Theologie in Trier, Innsbruck und Frankfurt, Sankt Georgen. Promotion an der Theologischen Fakultät Frankfurt, Sankt Georgen mit vorliegender Arbeit (2009). Priester des Bistums Trier. Klinikseelsorger im Saarland.



Leseprobe
Einleitung

1. Neuere Arbeiten zu 2 Korinther 8 und 9 und Fragestellung

Diese Untersuchung beschäftigt sich mit den Kapiteln 8 und 9 des 2. Korintherbriefes, den Kollektenkapiteln. In der exegetisch-theologischen Literatur ist das Kollektenthema einige Male behandelt worden. Einen guten Überblick über die Forschungsgeschichte der Kollekte gibt Beckheuer in seiner Untersuchung "Paulus und Jerusalem". 1 Im Folgenden sollen nur die wichtigsten Ergebnisse dargestellt werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der neueren Abhandlungen des Kollektenthemas.

Einen großen Einfluss hatte der Aufsatz von HOLL "Der Kirchenbegriff des Paulus in seinem Verhältnis zu der Urgemeinde". 2 Nach Holl hat die Jerusalemer Gemeinde einen rechtlichen Vorrang vor den anderen Gemeinden. Dies zeige sich in den Selbstbezeichnungen der Jerusalemer Urgemeinde als "die Armen" und "die Heiligen". 3 An diesen Ehrenbezeichnungen zeige sich, dass sich die Jerusalemer Urgemeinde den anderen Gemeinden religiös überlegen fühlte. Sie habe einen Vorzug, der sie dauernd auszeichne. Aus dieser Sonderstellung habe die Urgemeinde gewisse Rechtsforderungen abgeleitet: sie habe ein Aufsichts- und Besteuerungsrecht über die ganze Kirche. Wie die Gemeinde verpflichtet sei, den in ihr wirkenden Apostel zu unterhalten, seien die anderen Gemeinden verpflichtet, zum Unterhalt der Muttergemeinde beizutragen. Die Kollekte wird so als Steuer gesehen, die von der Jerusalemer Gemeinde den heidenchristlichen Gemeinden auferlegt wurde. Gal 2,10 sei so eine Auflage der Jerusalemer Gemeinde. In seiner Darstellung der Kollekte Röm 15,25f. habe Paulus verhüllende Redeweisen benützt, weil er sich geschämt habe. In Wirklichkeit habe die Jerusalemer Gemeinde gar nicht als die ärmste gegolten. Gegenüber dem Kirchenbegriff der Urgemeinde habe Paulus einen neuen Kirchenbegriff eingeführt. Für Paulus sei der lebendige Christus die eigentliche Grundlage der Kirche. 4

Für K.F. NICKLE 5 ist die Kollekte, in Analogie zu der jüdischen Tempelsteuer, eine regelmäßige Abgabe. 6 In seiner Darstellung unterscheidet er mehrere Stadien in der Kollekte: Zunächst sei sie "an act of Christian charity among fellow believers motivated by the love of Christ". 7 Nach dem antiochenischen Zwischenfall sei die Kollekte ein Zeichen der Einheit geworden. Für die Organisation der Kollekte greife Paulus auf die Institution der Tempelsteuer zurück. Schließlich sei die Kollekte: "eschatological pilgrimage of the Gentile christians to Jerusalem by which the Jews were to be confronted with the undeniable reality of the divine gift of saving grace to the Gentiles and thereby themselves moved through jealousy to finally accept the gospel". 8

Nach D. GEORGI 9 bedeutet die Abmachung Gal 2,10 keine Anerkennung einer rechtlichen Vorrangstellung der Jerusalemer. Der Begriff "die Armen" sei ein eschatologischer Titel der Jerusalemer Gemeinde. Die Vereinbarung auf dem Apostelkonzil Gal 2,10 interpretiert er dahin, "dass die Heidenchristen der exemplarischen Leistung der Jerusalemer Christen Anerkennung zollen sollten. Um deren andauernde und eschatologische Demonstration wäre es dann gegangen, damit aber auch um die eschatologische Hoffnung der Christenheit überhaupt". 10 Nach dem antiochenischen Zwischenfall sei die Abmachung des Apostelkonzils hinfällig geworden. Um der drohenden Auflösung seiner Gemeinden in Mysteriencliquen und mystische Zirkel entgegenzuwirken, habe Paulus die Kollekte, auf eigene Initiative, wieder aufgenommen. 11 Das Selbstbewusstsein der paulinischen Gemeinden sei
Titel
Das Geschenk der Einfachheit
Untertitel
2 Korinther 8,1-15 und 9,6-15 als Hinführung zu dieser Gabe
EAN
9783429046514
ISBN
978-3-429-04651-4
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
14.10.2012
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
246
Jahr
2012
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv