Susanne Rößner lebt nach drei Jahren im Ausland (Italien und USA) heute wieder in ihrer Heimatstadt München. Als berufliches Multitalent hat sie sich unter anderem als Werbekauffrau, Assistentin eines Magiers, Geschäftsleitungsassistentin, Key Account Managerin und Tauchlehrerin engagiert.
Autorentext
Susanne Rößner lebt nach drei Jahren im Ausland (Italien und USA) heute wieder in ihrer Heimatstadt München. Als berufliches Multitalent hat sie sich unter anderem als Werbekauffrau, Assistentin eines Magiers, Geschäftsleitungsassistentin, Key Account Managerin und Tauchlehrerin engagiert.
Leseprobe
Erstes Kapitel
Arm in Arm spazierten die beiden Frauen durch die Frühjahrssonne. Sechshundert Kilometer und wenige Wochen von dem Ort und Tag entfernt, an dem die Tinte einer schwungvollen Unterschrift nach dem zweiten Glas Dom Pérignon langsam getrocknet war. Einer Unterschrift, die das Leben der einen grundlegend verändern sollte.
Das Hoch, das sich anfangs nur zögerlich von Süden her nach Norddeutschland ausgeweitet hatte, hatte sich zu einer stabilen Wetterlage entwickelt, und so kam es, dass nicht nur in München, sondern ausnahmsweise auch zeitgleich in Berlin eitel Sonnenschein herrschte.
Auch die beiden Freundinnen waren der einhelligen Meinung, dass die Wärme und das Licht Balsam waren für das gesamte Wohlbefinden. Sie hatten den halben Tag im Freien verbracht, hatten einen langen Spaziergang am Wannsee unternommen und saßen anschließend bei Kaffee und Kuchen am Ku'damm.
Eineinhalb Stunden und zwei Aperol Spritz später schüttelte Laura ihre langen blonden Locken. »Kommst du noch mit zu mir?«, fragte sie. Helene war ihre älteste Freundin und das komplette Gegenteil der gertenschlanken, eins sechsundsiebzig großen Laura Wagner. Mit gerade mal einem Meter vierundfünfzig reichte Helene Laura nur bis zur Brust, wenn diese hohe Schuhe trug. Was meist der Fall war. Helene dagegen liebte Sneakers, Boots, Flipflops - und auf jeden Fall lieber bequem als schick.
Helene sah auf die Uhr. »Schade, dass es so früh dunkel wird. Ich könnte ewig hier sitzen. Aber ja, auf einen Sprung komme ich noch mit.«
Vor dem leicht heruntergekommenen Wohnhaus, dessen einst gelber Anstrich mit den Jahren eine schmutziggraue Farbe angenommen hatte, stand ein großer Umzugswagen und versperrte die Zufahrt zur Hofeinfahrt.
»Mist«, seufzte Laura und stellte ihren roten Golf kurzerhand ins Halteverbot. »Erinnere mich später noch daran, dass ich den Wagen umparke.«
In der Wohnung warf sie die Post auf den Küchentisch und lief ins Bad. Der kleine Stapel schaffte es nicht, der Schwerkraft zu widerstehen, und landete mit einem lauten Platsch auf dem Boden. Helene bückte sich, sammelte Briefe und Wochenblattbeilagen zusammen und stutzte, als sie einen Umschlag aus schwerem Büttenpapier in der Hand hielt.
»Du hast Post von einem Anwalt«, sagte sie, als Laura zurück in die Küche kam.
»Zeig her.« Laura nahm ihr das Kuvert aus der Hand und seufzte: »Die schon wieder!«
»Was meinst du damit?«, fragte Helene neugierig. »Was wollen die denn von dir?«
»Keine Ahnung. Das ist schon der dritte Brief, den sie mir innerhalb kürzester Zeit geschickt haben. Ich habe aber keine Lust, mir bei dem schönen Wetter die Laune verhageln zu lassen.«
»Ich verstehe nicht, wie du die Dinger so lange liegen lassen kannst!« Mittlerweile hatte Helene auch die beiden anderen Briefe entdeckt, die Laura mit einem Magneten an ihren Edelstahlkühlschrank gepinnt hatte. Nachdenklich rieb sie sich die Nase. »Mich hätte die Neugier schon längst zerrissen.«
Unschlüssig drehte Laura den Umschlag in ihren Händen. Kanzlei Brechtinger & Partner war in schön ziselierter Schrift aufgedruckt; ihr Name und ihre Adresse dagegen waren mit langen, eleganten Schwüngen von Hand geschrieben.
»Eigentlich will ich gar nicht wissen, was drinsteht«, sagte sie mit Unbehagen. »Post von einem Anwalt? Das kann doch nur Ärger bedeuten.«
»Hast du dich in letzter Zeit mit jemandem angelegt? Gestritten?«
Laura schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
»Ach komm. Mach auf das Ding. Es ändert doch eh nichts. Wenn es wirklich eine Anzeige ist, machst du es nur noch schlimmer, wenn du es hinauszögerst. Die Augen zu verschließen macht es jedenfalls ganz sicher nicht besser.«
»Das weiß ich doch alles«, sagte Laura mit einem schiefen Lächeln. »Aber ich kann immer noch behaupten, dass ich im Urlaub war. Kann mir ja kein