Sophie Bernbacher hat Nerven wie Bandnudeln: Als Frau eines angesehen plastisch-ästhetischen Chirurgen aus Starnberg und Mutter von Zwillingen herrscht sie mit Herz und Humor über das alltägliche Familienchaos. Nichts kann die toughe junge Frau erschüttern, bis der Postbote ihr ein Paket überreicht, darin ein Paar zauberhafter, strassbesetzter ...

Autorentext
Susanne von Loessl ist eine deutsche Schauspielerin, Moderatorin und Hörbuchsprecherin. Sie ist im Fernsehen und auf Theaterbühnen in zahlreiche Rollen geschlüpft und so fällt es ihr auch gar nicht schwer, Charaktere zu erfinden, die so lebensnah und authentisch sind, dass man beim Lesen das Gefühl bekommt, man würde sie persönlich kennen. Seit den 90er Jahren schreibt die Autorin neben journalistischen Artikeln, Drehbüchern und Bühnenstücken heitere Romane für Erwachsene. Susanne von Loessl ist Mutter von fünf Kindern und lebt nach langen Jahren in München wieder in ihrer Geburtsstadt Hamburg. Bei hey! publishing erschienen bereits Susanne von Loessls Romane Mami hat 'nen Freund was machen wir mit Papi? und Mal Cashmere, mal Persil. Weitere Projekte sind in Vorbereitung.

Leseprobe

Edith griff zum Telefon und wählte die Starnberger Nummer ihrer Familie. Wieder nur der vertrackte Anrufbeantworter.

"Hier bin ich. Es ist jetzt mindestens das zehnte Mal, daß ich anrufe. Wo seid ihr? In München meldet sich auch niemand. Es ist zum Verzweifeln. Meinereiner ist ratlos."

Und wenn nun etwas passiert ist? schoß es ihr durch den Kopf. Um Himmels willen!

Sie legte sich einen leichten Cashmereschal um die Schultern, suchte die Autoschlüssel und überlegte. Was fehlt noch? Ach ja, der Hund ...

"Toulouse! Toulouse! Hierher. Na komm, Toulouse ..."

Edith Bernbacher versuchte Toulouse aus seiner abendlichen Gemütlichkeit zu locken. Doch Toulouse verspürte nicht die geringste Lust auf spontane, dazu noch späte aus- häusige Aktivitäten seines Frauchens. Seine Ruhe wollte er haben. Er stellte sich tief schlafend. Da spürte er ihre Hand im Genick, und schon mußte er notgedrungen wach werden.

Der Kies ihrer Einfahrt sprang knirschend rechts und links unter den Reifen hervor: Edith gab Gas. Toulouse wurde unsanft in die Polster beziehungsweise seine Kuscheldecke geschleudert.

Edith fühlte sich wie ein Rennfahrer der Rallye Paris-Dakkar vor dem entscheidenden Endspurt. Wer weiß, was alles passiert sein konnte, und hoffentlich kam sie noch rechtzeitig. Sie bog in den Andechser Weg ein. Die Straße war leer, kein Auto, kein Mensch.

Das Tor zum Bernbacher-Haus war geschlossen.

Edith hupte laut und hemmungslos. Die Hunde der Mayreder antworteten spontan, und Toulouse mischte sich ein.

Edith stieg aus, klemmte sich ihren Hund unter den Arm, der zwar zu bellen aufgehört hatte, aber leise vor sich hin knurrte, warf ihren Schal mit kühnem Schwung über die Schulter und stapfte in ihren Seidenballerinas die Einfahrt hoch.

Das Haus lag im Dunkeln. Kein Fenster war geöffnet.

Entschlossen drückte Edith die Hausglocke. Das Dingdong verhallte ergebnislos.

Durch die Seitenpforte ging Edith in den hinteren Teil des Gartens: auch hier nichts und niemand. Die Gartenmöbel standen korrekt zusammengeräumt an der Hauswand.

Laut rief Edith mit glockenhellem Soubrettensopran ihr "Huhu" durch den Sommerabend und verschreckte erneut die Pekinesenkläffer der Mayreder.

Sie ging zurück, schloß die Pforte und stand vor Claus. Ihren Schrei hörte man bis Possenhofen. Den Hund ließ sie fallen.

"Edith!" Claus staunte.

Mühsam nach Luft ringend, quetschte sie heraus: "Claus, du? Gott sei Dank."

Claus griff Edith und Toulouse und ging mit beiden ins Haus. Edith fiel in den nächsten Sessel.

Toulouse pinkelte, was er sonst nie tat, vor Schreck auf den Marmor des Korridors. Ediths Schrei war ihm in die Blase gefahren.

"Ich bin von allen Furnieren gehetzt hierhergefahren. Ich habe mir erhebliche Sorgen gemacht."

Sie schnappte nach Luft.

"Das letzte, was ich gehört habe, war heute morgen dein Vater. Am Telefon."

Sie sah ihn mit verschreckten Augen an.

"Und dann aus. Nichts." Sie schnipste mit den Fingern.

Claus klärte behutsam, schließlich war er Arzt, Tante Edith über den Verbleib Sophies und die ganzen Etceteras auf.

Hörbar schnaufte Edith die Luft ein. "Laß mich das in zwei Worten sagen: unmöglich."

"Und was trinken wir jetzt auf den Schreck?" fragte Claus und öffnete die Terrassentür. "Komm, liebe Edith, einen sommerlichen Dämmerschluck auf den Schreck. Ich finde, den haben wir uns verdient." Er lächelte sie an und bat sie mit einer Geste auf die Terrasse, dann rückte er die Gartensessel zurecht.

"Jeder macht, was er will, keiner macht, was er soll, aber alle machen mit", antwortete Edith mit leichtem Sarkasmus.

"Tja, bella Editha, das ist das Leben, also: Vino, Brandy, Kamillentee oder Buttermilch?"

Edith schmolz dahin, "bella Editha" erwärmte Herz und Seele. "Überredet, einen klitzekleinen Wein."

"Eierbecher, randvoll?" schäkerte Claus.
Titel
In jeder Ente steckt ein Schwan
Untertitel
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
EAN
9783956070297
ISBN
978-3-95607-029-7
Format
E-Book (epub)
Herausgeber
Veröffentlichung
25.11.2015
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
269
Jahr
2015
Untertitel
Deutsch