Bei einem schrecklichen Zugunglück nutzt Bernd F. , dessen Leben in eine Sackgasse geraten ist, die Gelegenheit, in die Identität eines der getöteten Passagiere zu schlüpfen. Mit großer Behutsamkeit übernimmt er Wohnung, Aussehen und Angewohnheiten von Heinz Krautwickel, eines zurückgezogen im Nürnberger Stadtteil Gostenhof lebenden Eigenbrötlers. Doch das ruhige Leben, das der zweite Krautwickel anfangs genießt, wird bald gestört: Sowohl die Nachbarn als auch ein leutseliger Kommissar und zwielichtige Existenzen am Rande der Gesellschaft scheinen sich für ihn zu interessieren.
Außerdem tauchen Briefumschläge mit großen Bargeldsummen auf - und eine Schachtel voller Menschenknochen...

- Ein meisterhafter Gostenhof-Roman von Local Hero Theo Fuchs
- Ein schwarzhumoriger Krimi um einen Menschen in der Identitätskrise mit klassischen Motiven des Noir

Theobald Fuchs, Jahrgang 1969, studierte Germanistik, Mathematik und Physik und promovierte 1998 in Erlangen. Er ist Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und Mitgestalter der Veranstaltungsreihe Radio Bernstein in der Galerie Bernsteinzimmer. Seit 1997 schreibt Fuchs Glossen für die Satirezeitschrift Salbader. Später begann er, im Magazin Titanic unter der Rubrik Vom Fachmann für Kenner lustige Miniaturen zu veröffentlichen und Beiträge für die Kolumne Fürther Freiheit in den Fürther Nachrichten zu erdichten. 2014 gewann er den Jurypreis des Fränkischen Krimipreises. 2016 erschien sein erster Kriminalroman Niemand ruht ewig bei ars vivendi.

Autorentext
Theobald Fuchs, Jahrgang 1969, studierte Germanistik, Mathematik und Physik und promovierte 1998 in Erlangen. Er ist Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und Mitgestalter der Veranstaltungsreihe Radio Bernstein in der Galerie Bernsteinzimmer. Seit 1997 schreibt Fuchs Glossen für die Satirezeitschrift Salbader. Später begann er, im Magazin Titanic unter der Rubrik Vom Fachmann für Kenner lustige Miniaturen zu veröffentlichen und Beiträge für die Kolumne Fürther Freiheit in den Fürther Nachrichten zu erdichten. 2014 gewann er den Jurypreis des Fränkischen Krimipreises. 2016 erschien sein erster Kriminalroman Niemand ruht ewig bei ars vivendi.

Zusammenfassung
Bei einem schrecklichen Zugungluck nutzt Bernd F. , dessen Leben in eine Sackgasse geraten ist, die Gelegenheit, in die Identitat eines der getoteten Passagiere zu schlupfen. Mit groer Behutsamkeit ubernimmt er Wohnung, Aussehen und Angewohnheiten von Heinz Krautwickel, eines zuruckgezogen im Nurnberger Stadtteil Gostenhof lebenden Eigenbrotlers. Doch das ruhige Leben, das der zweite Krautwickel anfangs geniet, wird bald gestort: Sowohl die Nachbarn als auch ein leutseliger Kommissar und zwielichtige Existenzen am Rande der Gesellschaft scheinen sich fur ihn zu interessieren. Auerdem tauchen Briefumschlge mit groen Bargeldsummen auf - und eine Schachtel voller Menschenknochen... - Ein meisterhafter Gostenhof-Roman von Local Hero Theo Fuchs- Ein schwarzhumoriger Krimi um einen Menschen in der Identittskrise mit klassischen Motiven des Noir

Leseprobe

Über das Ende der Nerven hinaus

Irgendetwas war da in der Wohnung, irgendetwas in der Luft, irgendeine geruchlose Ausdünstung, ein Spurenstoff, auf den er ein winziges Wenig allergisch reagierte. Dies zeigte sich in den nächsten Wochen immer deutlicher. Zehnmal und öfter schüttelte ihn jeden Tag eine gewaltige Eruption, die sich mit einem Kitzeln über seinem Gaumen ankündigte und mit gewaltigem Druck aus seinem Brustkorb durch Mund und Nase fegte wie der Überschallknall eines Düsenjets. Etwas Blöderes konnte er sich kaum vorstellen, aber er hatte keine Idee, wie er dieses Phänomen abschalten könnte.

Nachdem es am allerersten Morgen in der noch unerforschten Wohnung geläutet und ihn der Niesreiz im selben Moment gepackt hatte, war er in eine Art Starrkrampf verfallen und hatte, indem er beide Hände mit aller Kraft auf das Gesicht presste, den Niesanfall so lange zurückgehalten, bis er zu hören glaubte, wie sich eine Person im Treppenhaus entfernte. Nach oben oder unten - das konnte er nicht entscheiden, auf der Straße war niemand zu sehen gewesen, aber er wusste ja noch nicht, ob es einen Hinterausgang gab.

Jedenfalls hatte er sich, während er verkrampft und wie versteinert dastand, in die Hosen gepisst, was ihm zuletzt wohl im Alter von drei oder vier Jahren passiert war.

Er war ins Bad gewatschelt, hatte lange und gründlich geduscht, die Wäsche in einen Stoffbeutel gepackt, sich mit dem, was er im Schlafzimmerschrank fand, komplett neu angekleidet und begonnen, systematisch die Wohnung zu durchsuchen.

Mit einem alles andere als befriedigenden Ergebnis: Er stieß weder auf einen Mietvertrag noch irgendwelche Besitzurkunden. Er hatte also keine Ahnung, wem die Wohnung gehörte, die er übernommen hatte. Er wusste nicht, ob Krautwickel ein Fahrzeug besaß, er fand keine Unterlagen, die auf ein existierendes Bankkonto hingewiesen hätten. Keine Versicherungen - Haftpflicht, Rechtsschutz, Hausrat, Zahnersatz, Rundfunkgebühren -, nichts.

Und dann fiel es ihm auf: Es gab kein Telefon in dieser Wohnung, demzufolge auch keine Telefonrechnungen. Freilich, wenn der alte Krautwickel ein Handy besaß, was ja mittlerweile eher der Normalfall war, dann war das im verunfallten Zug geblieben. Der neue Krautwickel empfand einen kurzen Schreck bei dem Gedanken, dass die Polizei das Gerät finden würde, mit dessen SIM-Karte sich unter Umständen die Wohnung aufspüren ließe. Da er allerdings keine Unterlagen wie Verträge oder Rechnungen fand, verwarf er diese Möglichkeit schnell wieder.

Kein Telefon - das konnte seiner Meinung nach nur eines bedeuten: keine Verwandtschaft. Zumindest keine, mit der er regelmäßig zu tun hatte. Krautwickel erinnerte sich mit Grauen an die endlosen Telefongespräche seiner Frau mit ihrer Mutter. Nie war den beiden Frauen der Gesprächsstoff ausgegangen, ohne jede Hemmung waren sie hauptsächlich über ihn, aber auch über andere Menschen, die ihr Missfallen erregt hatten, hergezogen. Wenn man Verwandte hatte, brauchte man ein Telefon. Hatte man hingegen weder Kinder noch Eltern, die auf mit zwanghafter Regelmäßigkeit geführte inhaltsleere Gespräche Wert legten, bestand umgekehrt nicht die geringste Notwendigkeit nach einem privaten Fernsprechapparat. Nichts schien Krautwickel logischer zu sein.

Vielmehr glaubte er sich inzwischen schon so weit in den rätselhaften Bewohner der Saldorfer Straße Nummer fünf, zweiter Stock, eingefühlt zu haben, dass er es irgendwie wusste: Der alte Krautwickel hatte grundsätzlich nicht telefoniert, mit niemandem.

Unter dem Fotoalbum war die Wochenendausgabe vom Samstag, 10., und Sonntag, 11. September 1966 gelegen.

Krautwickel war - nein: Ich bin ein Sonntagskind, dachte er, als er kapierte, was er da las.

Schon immer hatte er sich gefragt, was da wirklich dahintersteckte, ein Sonntagskind zu sein. War es nicht so, dass der Volksglaube es als Zeichen für Glück und Erfolg im Leben deutete, we

Titel
Der zweite Krautwickel - Frankenkrimi
EAN
9783747201022
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
30.11.2019
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
0.82 MB
Anzahl Seiten
280
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
Lesemotiv