Es regnet in Strömen, als der Bauunternehmer Nikolaus Brummer erschlagen zwischen den Pappeln am Elbufer gefunden wird. Der Stader Kriminalhauptkommissar Paul Schlegel findet schnell heraus, dass Brummer privat wie geschäftlich ein umtriebiger Kerl war. Feinde finden sich zuhauf. Aber kann Schlegel dem Gerede hinterm Deich überhaupt trauen? Dann stößt er auf eine Liste mit Schuldnern - Brummer scheint dem halben Ort Geld geliehen zu haben. Findet sich hier auch der Name des Mörders?

Thomas B. Morgenstern, geboren 1952, bewirtschaftet mit seiner Familie einen biologisch-dynamischen Bauernhof in der Elbmarsch bei Stade. Der Diplom-Biologe, der auch Germanistik und Theaterwissenschaften studierte, hat mehrere Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Bereits sein erster Roman 'Der Milchkontrolleur' war ein großer Überraschungserfolg, dem weitere vielbeachtete Kriminalromane folgten.

Autorentext

Thomas B. Morgenstern, geboren 1952, bewirtschaftet mit seiner Familie einen biologisch-dynamischen Bauernhof in der Elbmarsch bei Stade. Der Diplom-Biologe, der auch Germanistik und Theaterwissenschaften studierte, hat mehrere Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Bereits sein erster Roman "Der Milchkontrolleur" war ein großer Überraschungserfolg, dem weitere vielbeachtete Kriminalromane folgten.



Leseprobe
1
Kapitel

Marianne verspätete sich - wie üblich. Dabei kannte sie die Stelle, an der die Taufe stattfinden sollte, genauso gut wie ich. An mangelnder Ortskenntnis konnte es also nicht liegen.

Hannah hatte mich vor drei Wochen mit der Nachricht überrascht, Jakob taufen lassen zu wollen. Zuerst hatte ich gedacht, sie wolle mich auf den Arm nehmen. »Du willst ihn tatsächlich taufen lassen?«, hatte ich meine Tochter ungläubig gefragt. Seit drei Generationen hatte unsere Familie der Kirche und ihren Ritualen den Rücken gekehrt, auch Hannah war nicht getauft worden.

Aber sie hatte genickt. »An der Elbe, mit Elbwasser, wie es sich für einen richtigen Kehdinger gehört.«

Mir kam sofort der Verdacht, dass es Hannah mehr um das Event als um das Seelenheil meines Enkels gehen könnte. Das passte zu ihr. Sie war schon immer auf ihre Außenwirkung bedacht gewesen, und ein solches Ereignis hatte unter ihren Freunden sicher für Aufregung gesorgt. Eine Taufe an der Elbe. Wow! Wie cool ist das denn? Aber ich hatte den Mund gehalten.

»Evangelisch oder katholisch?«, hatte ich nur noch wissen wollen.

»Evangelisch, die Katholen machen so etwas nicht.«

Ich bog an der kleinen Kirche auf Kalbsand ab, fuhr ein paar Meter am Deich entlang und folgte einem schwarzen Geländewagen die Deichauffahrt hinauf. Ich kannte niemanden aus meiner Familie, der so einen protzigen Wagen fuhr, und als wir auf der anderen Deichseite anhielten, staunte ich über die Gäste meiner Tochter. Auf dem kleinen provisorischen Parkplatz standen neben Hannahs kleinem Polo und den Autos ihrer Freunde noch einige sehr große und sehr teure Limousinen.

Der Pfarrer war ein guter Kenner der Kehdinger Verhältnisse, ich hatte schon bei mehreren Ermittlungen mit ihm zu tun gehabt. Er hatte ein großes Partyzelt aufbauen lassen und darin einen Altar und ein Holzkreuz aufgestellt. Als ich ihn nach der Zeremonie fragte, ob ihm die Kirche nicht mehr gut genug sei, meinte er wörtlich: »Immer nur in der Kirche ist langweilig.« Außerdem sei es nicht die einzige Taufe in diesen Wochen gewesen, er hatte wohl einige Eltern dazu gebracht, ihr Kind mit Elbwasser taufen zu lassen.

An der Seite stand eine kleine Hammondorgel, die ihren Strom aus einer Autobatterie bezog. Die Gäste saßen auf weißen Plastikstühlen, und der Wind pfiff durch die Ritzen. Das kann ja heiter werden, dachte ich, aber ich ließ mir meine Unlust nicht anmerken. Dreißig Jahre war es her, dass ich das letzte Mal in einem Gottesdienst gewesen war. Und das auch nur beruflich. Damals hatte ich einen mit Haftbefehl gesuchten Totschläger am Ende seiner Hochzeit festnehmen können.

Jakob begrüßte mich begeistert. Er war vor ein paar Monaten zwei geworden, und mir ging jedes Mal das Herz auf, wenn ich ihn sah. Er konnte noch nicht artikuliert sprechen, plapperte aber unentwegt und wunderte sich offensichtlich jedes Mal, dass sein Großvater nicht verstand, was er sagte.

Hannah hatte sich fein gemacht, das war zu erwarten gewesen. Dass auch ich mich in Schale geworfen hatte - dunkler Anzug, ein weißes, eigens gebügeltes Hemd und eine dunkle Krawatte -, wurde von Hannah dankbar lächelnd zur Kenntnis genommen. Marianne war noch nicht da.

»Wir sind hier zusammengekommen«, begann der Pfarrer mit dröhnender Stimme, »um gemeinsam die Taufe von Jakob Schlegel und seine Aufnahme in den Schoß der Kirche zu feiern. Später, wenn wir von der Taufe an der Elbe zurückgekehrt sind, werden wir eine besondere Hochzeit feiern. Nikolaus und Elke Brummer haben vor fünfundzwanzig Jahren standesamtlich geheiratet und haben sich entschlossen, nun auch den kirchlichen Segen für ihre Ehe zu erbitten, auf dass sie noch lange so glücklich bestehen möge.«

Als junge Frau war Elke Brummer sicher sehr ansprechend gewesen. Davon war nicht mehr viel übrig geblieben, sie wirkte aufgeschwemmt, und ich hatte den Verdac

Titel
Elbstrandmord
Untertitel
Kriminalroman
EAN
9783492969901
ISBN
978-3-492-96990-1
Format
E-Book (epub)
Herausgeber
Veröffentlichung
14.09.2015
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
1.18 MB
Anzahl Seiten
240
Jahr
2015
Untertitel
Deutsch
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet