Als Trump zum ersten Mal Präsident wurde, ging ein Richard Rorty zugeschriebenes Zitat viral: Wenn die »kulturelle Linke«, so Rorty 1998, materielle Fragen weiterhin ignoriere, werde es einen Bruch geben »something will crack«. Ärmere Wähler würden einen starken Mann an die Macht bringen, es drohe eine Rückkehr des Sadismus. So hellsichtig diese Prognose war, hat der Fokus auf die »woken« Linken und die »Verlierer« in Debatten über Trump & Co. doch einen blinden Fleck erzeugt. Geht man davon aus, dass Politiker wie Trump sich auch selbst wählen, kommt schließlich eine andere »Klassenfraktion« in den Blick: konservative Männer, die ihr eigenes Unternehmen leiten. Aus diesem Milieu stammen nicht nur Vorläufer wie Berlusconi, sondern auch viele Unterstützer.
Die Beiträge in diesem Band nehmen diese Gruppe unter die Lupe. Wen wählen die Angehörigen der klassischen petite bourgeoisie? Wie haben die entsprechenden Netzwerke den »Vibe Shift« vorbereitet? Und warum gerät diese Fraktion erst in den Fokus, nachdem Elon Musk die politische Arena betreten hat?
Autorentext
Moira Weigel, geboren 1984, ist Assistenzprofessorin für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Harvard University. Ihre jüngsten Veröffentlichungen (beide bei Farrar, Straus and Giroux) sind Labor of Love: The Invention of Dating (2016) und (zusammen mit Ben Tarnoff) Voices from the Valley: Tech Workers Talk About What They Do - and How They Do It (2020). Im Jahr 2016 erschien ihr Essay Political correctness: how the right invented a phantom enemy im Guardian.