Thomas Grasberger, 1964 in Altötting geboren, studierte Politik, Philosophie und Geschichte in Bangkok und der bayerischen Landeshauptstadt, wo er auch die Journalistenschule absolvierte. Er arbeitete u. a. für die 'Süddeutsche Zeitung' und 'Die Welt' sowie als Redakteur für die 'Abendzeitung'; seit 2000 ist er freier Autor für den Bayerischen Rundfunk und diverse Printmedien. Mit seiner Familie lebt er in der Münchner Maxvorstadt.
Vorwort
Von waschechten Münchnern und Zuagroasten.
Autorentext
Thomas Grasberger, 1964 in Altötting geboren, studierte Politik, Philosophie und Geschichte in Bangkok und der bayerischen Landeshauptstadt, wo er auch die Journalistenschule absolvierte. Er arbeitete u. a. für die "Süddeutsche Zeitung" und "Die Welt" sowie als Redakteur für die "Abendzeitung"; seit 2000 ist er freier Autor für den Bayerischen Rundfunk und diverse Printmedien. Mit seiner Familie lebt er in der Münchner Maxvorstadt.
Leseprobe
Ankunft
Eine Annäherung an München ist zu Wasser, zu Lande und aus der Luft möglich. Welches das günstigste und schnellste Verkehrsmittel ist, vermag derzeit niemand wirklich zu sagen. Was den Wasserweg angeht, müssen wir zu unserem Bedauern feststellen, dass es mit den fahrplanmäßigen Verbindungen auf der Isar, den sogenannten Ordinariflößen, nicht mehr allzu weit her ist. Dabei war es einst eine durchaus gängige Methode der Anreise. Schon Mitte des 17. Jahrhunderts fuhr jeden Montag und jeden Freitag Punkt sieben Uhr früh ein Floß von Mittenwald nach München hinein. Später kam der Fernverkehr hinzu, von München nach Landshut, ja sogar bis nach Wien hinunter. Schade, dass es sie nicht mehr gibt, denn solche Fahrten waren wohl eine recht heitere Angelegenheit. Auf einem einzigen Floß wurde vermutlich mehr Alkohol ausgeschenkt als bei allen zeitgenössischen Airlines zusammen. Was die Sache nicht eben ungefährlich machte, denn so manches Mal knallte ein schwer angeheiterter Flößer mit seinem Gefährt samt Fracht und Passagieren gegen einen Brückenpfeiler.
Vielleicht wurde auch deshalb 1825 der fahrplanmäßige Passagierverkehr aufgegeben. Heute gibt es nur mehr die bierseligen Gaudifloßfahrten, die als zeitgemäßes Verkehrsmittel nicht wirklich zu empfehlen sind. Wer also unbedingt am Wasserweg festhalten wollte, müsste schwimmen. Was beim Wasserstand der Isar mancherorts mit aufgeschlagenen Knien enden würde, auch wenn mit der Renaturierung des Flusses die Restwassermenge größer und die Qualität des Isarwassers besser geworden ist. Für größere Schiffe reicht es aber wohl noch nicht ganz. Der zeitgenössische Besucher nimmt also lieber sein Auto für eine Reise nach München. Doch auch damit kann es an manchen Tagen zu Verzögerungen kommen. Von Norden her, auf der A 9 fahrend, kommt er nämlich in der Regel ungefähr bei Eching zu stehen. Von Süden her, auf der A 8, in der Gegend um Brunnthal. So oder so, er wird viel Zeit haben, sich zu fragen, warum er nicht doch besser geschwommen ist.
Beliebt sind auch die Reisen mit der Eisenbahn. Gleichwohl sind auch dabei gewisse Fallstricke nicht ohne Weiteres auszuschließen. Unerfahrene Reisende könnten aus lauter Vorfreude versucht sein, schon im Bahnhof München-Pasing aus dem Zug zu springen. Sollte Ihnen als Debütant ein solches Missgeschick widerfahren, bleiben Sie ganz ruhig, verlieren Sie nicht die Nerven, und beachten Sie folgenden Drei-Punkte-Notfallplan: 1. Verlassen Sie nie den Bahnhof Pasing! 2. Vergessen Sie alles, was Sie gesehen haben, warten Sie auf den nächsten Zug nach Augsburg, und fahren Sie zurück! 3. Machen Sie von Augsburg aus einen erneuten Anlauf zum Münchner Hauptbahnhof. Sie wissen ja, es ist immer die erste Begegnung mit einer Stadt, die beim Gesamteindruck besonders zählt, weil sich unwiderrufliche Eindrücke im Gehirn einprägen. Heben Sie sich Pasing lieber für später auf!
Wem all dies gleich am Anfang viel zu gefährlich erscheint, der nehme das angeblich schnellste und sicherste Verkehrsmittel unserer Tage. Ein Flug von Hamburg nach München dauert nur eine Stunde. Außer es ist gerade Sommer und es hängen mehrere Gewitter über München. Dann kann so ein Rundflug in der Warteschleife auch schon mal fünf Stunden dauern. Vielleicht sitzen Sie ja gerade in einem Flugzeug, wenn Sie diese Zeilen lesen. Die Maschine fliegt eine steile Kurve, die Stewardess hat Sie soeben freundlich aufgefordert, Ihren Gurt anzulegen, und aus dem Deckenlautsprecher näselt Ihr Kapitän irgendetwas Unverständliches von »Landeanflug«. Sollten Sie einen Fensterplatz haben, dann schauen Sie doch einfach mal hinaus. Mit etwas Glück sehen Sie unter sich die Burg Trausnitz und den größten klerikalen Backsteinbau der Welt, die Martinskirche. Beide gehören unwiderruflich zur niederbayerischen Stadt Landshut. Eindrucksvoll und zum Greifen nah! Man kann schon fast die Menschen erkennen. Aus dem Erdkundeunterricht wissen Sie vielleicht
Inhalt
Inhalt
Prolog
Versuch über das Nichts oder Von der Schwierigkeit, eine Stadt zu beschreiben, die es so nie gegeben hat
Ankunft
Wo, bittschön, ist München?
München von Kopf bis Fuß
Umland ist überall
Das Leben ist Föhn - Münchner Wetter
Der echte Münchner?
Phantomsch( m )erz Schickeria
Noch echter: der Zugereiste
Glaubensfragen
Essen
Königin im Schweinsdarm - die Weißwurst
Trendsport ? Schon !
Fußball
Kleine Medienkunde
Ja wie reden Sie denn? Sprache in München
Welt? Stadt? Herz? Hirn?
Mythos Bier oder Die Topografie des Brauens
Mythos Vergangenheitsbewältigung
Lang lebe der König!
Münchner Kultur oder Das Kreuz mit der Dauerwelle
Zen oder Die Kunst, einen Biergarten zu finden
Immer gemütlich? Der Münchner bei der Arbeit
München Money oder Der bayerische Euro
Epilog
Da geh her ! Schön dableiben
Glossar