Groß Schneen, ein Dorf, seine Menschen, ihre Geschichten - eine Eiche, 1000 Jahre, ein Jubiläum, ein Augenblick. Der Autor schildert 50 Jahre erlebtes Dorfgeschehen, vom Neubürger bis zum Erzähler der Jetztzeit, in bildhaften Geschichten und Anekdoten. Seine Nähe zum Einzelnen gibt der Gemeinschaft ein Gesicht, in dem sich jeder wiederfindet. Namen, Bilder, Schicksale sind die Seele ihres Dorfes und der Inhalt dieses Buches. Eingebettet in die turbulenten Veränderungen eines halben Jahrhunderts, vollzieht sich in Groß Schneen der Wandel von einem Bauerndorf zum Mittelpunkt einer Gemeinde mit hohem Bekanntheitswert. Ein sehr persönliches Gesellschaftsportrait. Aufschlussreich, überraschend und spannend.

Der Autor wurde 1944 geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe der damaligen Kreisstadt Alfeld/Leine auf. Nach einer lebhaften und erinnerungsreichen Kindheit und Jugend machte er dort sein Abitur. Nach zwei Jahren Bundeswehr begann er in Göttingen mit dem Studium für Geographie und Sport und wurde dann Lehrer an einem der Göttinger Gymnasien. Beruf, Familie, drei Kinder, Hund, Hobbies, eine gelungene dörfliche Integration - verbunden mit einem intensiven sozialen Engagement - ließen ihn wieder in die ländliche Idylle zurückkehren: in eine kleine Gemeinde südlich von Göttingen. Hier ging das kindliche Samenkorn seiner späten jagdlichen Berufung auf und findet sich in den Geschichten dieses Buchs wieder. Einige Erlebnisse seiner einjährigen Weltreise während des Millenniums (s. a. Udo Lau - 'Ein Jahr um die Welt') gehören sicherlich zu den abenteuerlichen Höhepunkten seiner jagdlichen Erzählungen. Der Rückblick auf diese Momente schenkt dem Autor eine glückliche Erinnerung und eine dankbare Freude.

Autorentext

Der Autor wurde 1944 geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe der damaligen Kreisstadt Alfeld/Leine auf. Nach einer lebhaften und erinnerungsreichen Kindheit und Jugend machte er dort sein Abitur. Nach zwei Jahren Bundeswehr begann er in Göttingen mit dem Studium für Geographie und Sport und wurde dann Lehrer an einem der Göttinger Gymnasien. Beruf, Familie, drei Kinder, Hund, Hobbies, eine gelungene dörfliche Integration - verbunden mit einem intensiven sozialen Engagement - ließen ihn wieder in die ländliche Idylle zurückkehren: in eine kleine Gemeinde südlich von Göttingen. Hier ging das kindliche Samenkorn seiner späten jagdlichen Berufung auf und findet sich in den Geschichten dieses Buchs wieder. Einige Erlebnisse seiner einjährigen Weltreise während des Millenniums (s. a. Udo Lau - "Ein Jahr um die Welt") gehören sicherlich zu den abenteuerlichen Höhepunkten seiner jagdlichen Erzählungen. Der Rückblick auf diese Momente schenkt dem Autor eine glückliche Erinnerung und eine dankbare Freude.



Leseprobe

DIE 80`ER JAHRE

"VOM GRENZABGANG BIS ZUR GRENZÖFFNUNG"

GRENZABGANG

Wer merkt heute schon, wenn er mit dem Fahrrad auf der Brücke richtung Klein Schneen die Leine überquert, dass er eine Grenze passiert? Wer ahnt auf der B27 nach Göttingen eine Grenzüberschreitung kurz vor Stockhausen? Ein Waldspaziergang hinauf zum "Langen rott" kann einen rechtsabbieger ungewollt in "feindliches" Gelände führen. Und bei lokaler orientierungslosigkeit ist man schneller im nachbarschaftlichen Niemandsland von Friedland oder reckershausen, als in dem vertrauten revier der realgemeinde Groß Schneen.

Diese Unkenntnis ist nicht nur unerfahrenen "Neubürgern" schon zum Verhängnis geworden, auch Einheimische wurden opfer ihrer Ahnungslosigkeit; manche sind niemals wieder aufgetaucht und andere fand man erschöpft und verwirrt erst nach Tagen an der "Werwolfquelle" oder an einem anderen geheimnisvollen ort im Groß Schneer Wald.

Es machte also Sinn, wenn unsere Vorfahren ihre Grenzen sorgfältig markierten und sie immer wieder überprüften und kontrollierten. Die Abgrenzung gegenüber den feindlichen Nachbarn diente nicht nur dem eigenen Schutz, sondern manifestierte gleichzeitig die eigene Stärke und verhinderte den Übergriff auf Eigentum, Nahrung, Holz und Wild. Vor allem aber bewahrte es die schönsten Jungfrauen im Dorf vor der zudringlichen Werbung ortsfremder Balzburschen, die das friedliche Nebeneinander erheblich stören konnten.

Natürlich war man weit davon entfernt, diese unsichtbaren Scheidelinien mit schweren Befestigungsanlagen zu sichern. Die natürlichen Grenzen, wie das Leineufer, die eindeutige Waldkante oder kleinere Bachläufe, genügten meist zur Kennzeichnung der Gemarkungen.

Dennoch war es bereits in der Jungsteinzeit ein elementares Bedürfnis des Menschen, sein Eigentum mit einem einfachen rutengeflecht zu verteidigen. Heute sind es Gartenzäune, Sichtschutzblenden, L-Steine oder Mäuerchen, bestenfalls grüne Hecken oder bunte Strauchpflanzen, die das eigene refugium in isolierte Schutzzonen verwandeln.

Der Traum von der Auflösung der Grenzen in Zeiten der Globalisierung ist geplatzt. Im Gegenteil, Staaten bauen Mauern und Wälle zum Schutz vor Feinden und Migranten, ja, sie zementieren damit noch die Trennung zwischen Arm und reich, wohlwissend, dass keines dieser gigantischen Bauwerke jemals der späteren Zerstörung und Vernichtung standgehalten hat.

Weder die "Chinesische Mauer", noch der "Limes" oder "Hadrians Wall" und schon gar nicht die "Berliner Mauer" haben ihren ursprünglichen Zweck erfüllt. Sie sind heute bis auf ein paar touristische relikte verschwunden. Grenzen sind nun mal eine Erfindung der Menschen. Tiere kennen und brauchen sie nicht. Sie bewegen und respektieren sich auf ihren natürlichen Territorien und markieren sie allenfalls durch Duftnoten.

Wie passt dieser kleine Exkurs zu den fröhlichen Klängen der Blasmusik, die unsere Familie mit einem aufgeregten Kribbeln beim samstäglichen Frühstück erfasste? Schon Tage zuvor kündigte sich ein Ereignis an, das nur alle zehn Jahre im Dorf stattfindet. Der alte "Kappa Bielefeld" hatte mit seiner hellen Messingglocke die Mitteilung im ganzen ort verkündet: "Am Samstag, den 5.Juli 1980 ist Grenzabgang. Treffen und Abmarsch um 9:00 Uhr am Thie". Verstehen konnte man ihn nie, aber man wusste ja, was er sagen wollte.

Was für eine liebenswerte und nostalgische Art, den Bürgern des Dorfes die wichtigsten ortsnachrichten von Straße zu Straße mündlich zu verkünden.

Pünktlich waren wir am Thie, zu dritt, die beiden Kleinen wurden von den Großeltern versorgt, denn das ganze Dorf war auf den Beinen, auch Karin, unsere Kinderperle.

Eine bunte Schlange zog sich endlos vom Thie die Teichstraße hinunter, über die von der Polizei gesicherte Bundesstraße hinein ins Unterdorf, vorbei an unserem Haus. Vorweg die Schaffer mit der Dorffahne und die Musik. Das Tragen

Titel
Groß Schneen 1000 Jahre
Autor
EAN
9783347534834
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
01.05.2022
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
23.49 MB
Anzahl Seiten
272
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet