Was ist ein Bild? In welchem Referenzrahmen lassen sich fotografische Inszenierungen verhandeln? Und wie prägt sich in der jüngsten Kunstgeschichte eine Bilddefinition aus, die nicht mit Diskursen der klassischen Fotografie zu fassen ist? Diese Fragen werden anhand der Arbeiten des kanadischen Künstlers Jeff Wall diskutiert. Er begründete eine neue Klasse künstlerischer Fotografie, die als großformatige Leuchtkästen seit den 1980er Jahren zum Kanon zeitgenössischer Kunstproduktion gehören. Wall reagiert auf die ästhetische Forderung nach der Auflösung der Gattungsästhetik Ende der 1960er Jahre. Er folgt der Logik hybrider medialer Verknüpfungen, in denen das Tableau als Referenz fungiert. Doch neben Komposition und Paraphrase ist es der Modus der Bildhandlung, durch dessen Arrangement Wall der Herstellungstechnik als Zeitkunst die Ausführungstechnik als Bildkunst gegenüberstellt. Charakteristisch ist dabei: Von einer Erzählung kann nicht die Rede sein. Stattdessen sind in Walls Fotografie Handlung und Raum für eine fiktional narrative Schilderung verantwortlich, die in einer malerischen Tradition des Bildes steht. Die Schilderung hat ihren Ursprung in der Malerei nördlich der Alpen, wo der Schild als Bildträger die Definition von Handlung bestimmt. Für die Kunst ist das folgenreich. Die Dauer der Handlung wird durch eine Stilllegung definiert, und das Ergebnis ist letztlich der Verlust der indexikalischen Spur zugunsten einer Kunst, die zugleich irritiert und fasziniert.

Titel
Jenseits der Fotografie
Untertitel
Arrangement, Tableau und Schilderung - Bildstrategien in den Arbeiten von Jeff Wall
EAN
9783958993938
ISBN
978-3-95899-393-8
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
01.10.2010
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
4.66 MB
Anzahl Seiten
250
Jahr
2010
Untertitel
Deutsch
Auflage
1. Auflage.