Der gelehrte Ritter Rodeger von Serimunt kommt aus dem "Morgenland" nach "Teutschland" zurück. Er ist den Mongolen entkommen, die ihn, einen gefangenen Kreuzritter, bei der Erstürmung Bagdads verschleppt hatten. Er sucht die Landgräfin Elisabeth von Thüringen, ohne zu wissen, dass sie längst verstorben ist. Ihr Beichtvater Konrad von Marburg, Gründer der Inquisition, inzwischen ermordet, hat ihn eines unkeuschen Umgangs mit Elisabeth verdächtigt. Rodeger wird deshalb gefangen und von Dominikanermönchen verhört. Sie wollen die Anklage dann fallenlassen, wenn er Wunder bezeugt, die für eine Heiligsprechung Elisabeths gesammelt werden. Nach einer Folter bestätigt er solche Wunder. Er muss in ein Kloster eintreten. Der Roman wird auf dem Hintergrund geschichtlich verbürgter Ereignisse erzählt. Er mischt historische und erfundene Gestalten und erlaubt sich Freiheiten in der Chronologie, verzichtet aber auf modisch-skurrile Anachronismen. Die Erzählweise ist realistisch. Sie gleitet gelegentlich ins Märchenhafte. Rodeger, die Hauptgestalt, wird in der Vita der Heiligen Elisabeth von Thüringen erwähnt. Er war ein franziskanischer Laienbruder und ihr Magister disciplinae spiritualis. Seine Erlebnisse in der Zeit des letzten Stauferkaisers Friedrich II., mit dessen aufgeklärtem Geist er lange sympathisiert hat, eröffnen ein Weltpanorama des Hochmittelalters im Spannungsfeld der Kulturen zwischen dem christlichen "Abendland" und dem muslimischen "Morgenland". Dynastische Probleme, Intrigen und Friedrichs Einknicken gegenüber der Kirche - sein Pragmatismus des Herrschens - schaffen Verhältnisse, die den gelehrten Ritter Rodeger von Serimunt immer wieder daran hindern, sinnvoll anzuwenden, was er gelernt hat. Das Erotische gestaltet der Roman als einen möglichen Teil des Geistigen.



Autorentext

Volker Ebersbach ist am 6. September 1942 in Bernburg/Saale geboren und dort aufgewachsen. Nach Abitur und Schlosserlehre studierte er von 1961 bis 1966 Klassische Philologie und Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1967 promovierte er über den römischen Satiriker Titus Petronius. Danach lehrte er Deutsch als Fremdsprache ab 1967 in Leipzig, 1968 in Bagdad, 1971 bis 1974 an der Universität Budapest, wo er auch mit seiner Familie lebte. Seit 1976 ist er freier Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Er schreibt Erzählungen und Romane, Kurzprosa, Gedichte, Essays, Kinderbücher, Biografien und Anekdoten. Er übersetzte aus dem Lateinischen ausgewählte Werke von Catull, Vergil, Ovid, Petronius, das Waltharilied, Janus Pannonius und Jan Kochanowski. Einzelne Werke wurden ins Slowenische und Koreanische übersetzt. Von 1997 bis 2002 war er Stadtschreiber in Bernburg. Danach lehrte er bis 2004 an der Universität Leipzig.

Titel
Wildnis des Herzens oder
Untertitel
Die Reisen des gelehrten Ritters Rodeger von Serimunt, eines Gesprächsfreundes der Heiligen Elisabeth von Thüringen
EAN
9783965217317
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
19.08.2022
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
6.77 MB
Anzahl Seiten
2459